Wirtschaft

Nach einigen Jahren der Hochkonjunktur befindet sich die niederl‰ndische Wirtschaft nun in einer Abk¸hlungsphase. Dennoch sind die Niederlande die achtgrˆflte Exportnation der Welt und der drittgrˆflte Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Auflerdem sind sie der viertgrˆflte Investor der Welt und belegen mit dem erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukt weltweit Platz 15. Die niederl‰ndische Erwerbsbevˆlkerung besteht aus 7,3 Millionen M‰nnern und Frauen. ‹ber 60 % arbeiten im Dienstleistungssektor. Pro Kopf wird ein Bruttoinlandsprodukt von 23 500 Euro erwirtschaftet. Die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 2,4 %.

 

Poldermodell

Die niederl‰ndische Wirtschaft wird noch immer oft mit den Begriffen ÑPoldermodellì oder ÑKonsenssystemì umschrieben. Um die wirtschaftliche Stabilit‰t zu fˆrdern, versucht man, Probleme an der Wurzel zu packen. Niederl‰nder sind f¸r ihre Diskussions- und Verhandlungskultur bekannt. Ein Beispiel hierf¸r ist die intensive Zusammenarbeit von Staat, Gewerkschaften und Unternehmen. Auch die Arbeitgeber und Arbeitnehmer stehen in einem speziell hierf¸r geschaffenen Gremium st‰ndig miteinander in Kontakt. Der Staat vermeidet jede Form von Zwang. Angesichts des wirtschaftlichen R¸ckgangs ist es aber fraglich, ob das Poldermodell weiterhin die niederl‰ndische Wirtschaft bestimmen wird. Die Antwort auf diese Frage wird das Verh‰ltnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wesentlich beeinflussen.

 

Anteil der einzelnen Sektoren an der niederl‰ndischen Wirtschaft (2002)

Sektor % des BIP
 
Landwirtschaft und Fischerei 3
Bau- und Installationsgewerbe 5
Industrie 20
Dienstleistungen 60
Staat 12
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Insgesamt 100

 

Die zehn grˆflten Exportnationen der Welt

Land Export in Milliarden US-Dollar (2000)
 
Vereinigte Staaten  1189
Deutschland   470
Japan 343
Groflbritannien 338
Frankreich 314
Kanada 247
Italien  227
Niederlande 213
Volksrepublik China 212
Volksrepublik China: Hongkong 187

Quelle: IWF  2000

 

Strategisch g¸nstige Lage

Die Niederlande sind ein attraktiver Standort f¸r in- und ausl‰ndische Unternehmen, die weltweit operieren. Besonders gesch‰tzt werden die hochmoderne Infrastruktur f¸r den G¸tertransport, den Personenverkehr und die Daten¸bertragung sowie die g¸nstige zentrale Lage, die flexiblen Arbeitszeiten und die gute Ausbildung der Arbeitnehmer, von denen viele mehrere Fremdsprachen sprechen. Die wichtigsten logistischen Drehscheiben sind der Rotterdamer Hafen und der Flughafen Schiphol. Die niederl‰ndische Handelsbilanz schlieflt traditionell mit einem ‹berschuss ab. ‹ber die H‰lfte des Bruttoinlandsprodukts wird im Auflenhandel erwirtschaftet. Viele niederl‰ndische Unternehmen haben auch Niederlassungen im Ausland.

 

Dienstleistungen

In den letzten 20 Jahren hat sich der Dienstleistungssektor in den Niederlanden zum wichtigsten Wirtschaftszweig entwickelt. Der Export kommerzieller Dienstleistungen ist in den vergangenen 10 Jahren st‰rker gestiegen als der G¸terexport. Die wichtigste Branche innerhalb des Dienstleistungssektors ist der Handel, gefolgt vom Transport- und Kommunikationssektor, dem Baugewerbe, den Dienstleistungen f¸r Unternehmen und dem Banken- und Versicherungswesen. Die meisten Firmen sind haupts‰chlich im Inland aktiv. Im Ausland bet‰tigen sich vor allem Transportunternehmen, technische Beratungsfirmen und Handelsagenturen. Die niederl‰ndischen Banken unterst¸tzen diese Gesch‰ftst‰tigkeiten mit ihrem weltweiten Filialnetz. Die grˆflten Banken sind ABN Amro und ING. Auch viele ausl‰ndische Unternehmen und Behˆrden machen von den Diensten dieser Banken Gebrauch.

Die drei Spitzenreiter der internationalen Handelsunternehmen sind Ahold, SHV Holdings und Hagemeyer. Auch viele Industriebetriebe sind im Handel aktiv; bekannte Namen sind hier Unilever, Philips, Akzo Nobel und Shell.
Die niederl‰ndischen Transportunternehmen haben sich vor allem um die wichtigen G¸terumschlagpl‰tze herum angesiedelt, den Flughafen Schiphol bei Amsterdam und den Rotterdamer Hafen. Die bekanntesten G¸tertransportbetriebe sind KLM Royal Dutch Airlines, Nedlloyd, Frans Maas und Smit International. Die groflen Tiefbauunternehmen Boskalis, HAM und Ballast Nedam sind vor allem im Ausland t‰tig. Auf dem Gebiet der internationalen Tele- und Datenkommunikation ist KPN Nederland ein bekannter Name. Das Unternehmen ist in zahlreichen internationalen Kooperationen aktiv.

 

Industrie

Die niederl‰ndische Industrie ist stark international ausgerichtet. Die Industrieprodukte werden weltweit verkauft und die Unternehmen unterhalten Niederlassungen und Joint Ventures in aller Herren L‰nder. Die wichtigsten Sektoren sind die chemische, die Nahrungsmittel- und die Metallindustrie, die Druck- und die elektrotechnische Industrie. Die verschiedenen Branchen haben die Produktion in den letzten zehn Jahren weitgehend automatisiert. Dadurch kˆnnen die Unternehmen im weltweiten Wettbewerb gut mithalten.

Die Niederlande sind Standort der grˆflten Chemiekonzerne der Welt. Die Metall verarbeitende Industrie hat sich vor allem auf den Maschinenbau spezialisiert. Die mit hochmodernen elektronischen Steuerungen ausger¸steten Maschinen eignen sich auch f¸r den Einsatz in der Nahrungsmittelindustrie, der chemischen Industrie und im Transportwesen. Dadurch erhielt auch die Elektronikindustrie starke Impulse.

Die wichtigsten Absatzm‰rkte sind Deutschland, Frankreich, Belgien und Groflbritannien. Auf diesen hoch entwickelten M‰rkten sind die Niederlande der zweitwichtigste Lieferant f¸r industrielle Hightech-Anlagen und Verbraucherelektronik. Deutschland zum Beispiel importiert mehr aus den Niederlanden als aus den Vereinigten Staaten oder Groflbritannien.

 

Energie

Im Norden der Niederlande befinden sich umfangreiche Erdgasvorkommen, die die Niederlande zum grˆflten Erdgasproduzenten Westeuropas gemacht haben. Sowohl an Land als auch auf dem Nordseegrund, genauer gesagt auf dem niederl‰ndischen Teil des Kontinentalschelfs, fˆrdern Energieversorgungsunternehmen ÷l und Erdgas.

Der Rotterdamer Hafen ist f¸r die Energieversorgung Westeuropas von immenser Bedeutung. F¸r Europa bestimmtes Rohˆl wird in enormen Mengen mit Schiffen zu den Raffinerien und Umschlagbetrieben im Hafen gebracht. Ein grofler Teil des Erdˆls und der Erdˆlprodukte wird von dort aus direkt in die Industriegebiete in Deutschland und Belgien weitertransportiert. Die Raffinerien und Offshorebetriebe sind auch f¸r die Zulieferer der ÷l- und Erdgasindustrie wichtig. So gibt es in den Niederlanden vier grofle Stahlkonstruktionsunternehmen, die komplette Chemiefabriken, Erdˆlraffinerien und Offshore-Anlagen entwerfen und bauen kˆnnen. Dutzende anderer Unternehmen liefern hoch spezialisierte Ger‰te. In Versuchsanlagen werden die Bedingungen auf See simuliert und Modelle von Offshore-Anlagen getestet.

Ende der Achtzigerjahre traten in den Niederlanden neue Umweltgesetze mit strengen Auflagen f¸r die Industrie in Kraft. Dies leistete der Forschung nach neuen Technologien f¸r die Abwasser- und Abgasreinigung sowie f¸r die Abfallverarbeitung groflen Vorschub. Die Niederlande gehˆren mittlerweile zu den am saubersten produzierenden L‰ndern. Rund 40 spezialisierte Unternehmen liefern kommerzielle Systeme zur Erzeugung sauberer Energie aus Biomasse, Sonne und Wind. Diese erneuerbare Energie hat einen Anteil von 2 % am niederl‰ndischen Gesamtenergieverbrauch. Bis zum Jahr 2020 soll dieser Anteil auf 10 % erhˆht werden.

 

Wissenschaft und Technologie

Die Niederlande sind ein rohstoffarmes Land. Deshalb sind Ausweitung und Nutzung von Know-how f¸r sie so wichtig. Bei Unternehmen, Universit‰ten und Instituten sind ¸ber 60 000 Forscher besch‰ftigt, denen j‰hrlich 4,6 Milliarden Euro f¸r ihre Arbeit zur Verf¸gung stehen. Die eine H‰lfte dieses Betrags wird von der Privatwirtschaft finanziert, die andere von Universit‰ten und Forschungsinstituten zu gleichen Teilen. 7 % aller wissenschaftlichen Verˆffentlichungen und 6 % aller Patente in der Europ‰ischen Union gehen auf das Konto niederl‰ndischer Forscher und Entwickler. Rund 5000 Unternehmen lassen im eigenen Hause nach verbesserten und innovativen Produkten und Herstellungsverfahren forschen. Die f¸nf wichtigsten davon sind die multinationalen Unternehmen Philips, Shell, Akzo Nobel, DSM und Unilever.

Die Regierung fˆrdert innovative Ideen, vor allem, wenn es um die Anwendung und Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse, den Schutz des Know-hows mithilfe von Patenten, die Fˆrderung bahnbrechender Technologien und die Ansiedlung wissensintensiver ausl‰ndischer Unternehmen geht. Dar¸ber hinaus unterst¸tzt der Staat die Beteiligung niederl‰ndischer Unternehmen und Wissensinstitute an europ‰ischen Forschungs- und Innovationsprojekten.

 

Umwelt

Die hohe Bevˆlkerungsdichte, die hochgradige Industrialisierung, die starke Zunahme des Individualverkehrs und die intensive Landwirtschaft haben in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Zunahme der Umweltsch‰den gef¸hrt. Hinzu kommt, dass Umweltverschmutzung nicht an den Grenzen Halt macht. ‹ber den Rhein, die Maas und die Schelde und durch die Luft gelangen auch Schadstoffe aus anderen europ‰ischen L‰ndern in die Niederlande. Ein Teil der Luftverschmutzung hat sogar weltweite Auswirkungen, wie das Ozonloch und der Treibhauseffekt beweisen.

 

Umweltpolitik

Ende der Achtzigerjahre brachte der Bericht der Weltkommission f¸r Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission) eine Wende in der Umweltpolitik zuwege. In den Niederlanden setzte sich die Erkenntnis durch, dass ein nachhaltiger Umweltschutz eine Reduzierung der Emissionen um 70 bis 90% erfordern w¸rde. Dank effektiver umweltpolitischer Maflnahmen wurde dieses Ziel f¸r die meisten Stoffe vor der Jahrtausendwende erreicht. Mit dem Vierten Maflnahmenprogramm f¸r den Umweltschutz von 2001 wird die Politik einer nachhaltigen Verbesserung der Umwelt bei gleichzeitigem Wachstum der Wirtschaft fortgef¸hrt. Landwirtschaft und Verkehr verursachen enorme Umweltbelastungen. Die Reduzierung der Kohlendioxidemission stellt ein besonderes Problem dar.

Die Politik zielt darauf ab, das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft zu st‰rken und so die Bereitschaft zu fˆrdern, aktiv etwas f¸r die Umwelt zu tun. Die zust‰ndigen Ministerien treffen mit den Zielgruppen - darunter die Industrie, der Verkehrs- und Transportsektor, die Agrarwirtschaft, die Einzelhandels- und die Abfallverarbeitungsbranche - Vereinbarungen ¸ber die Reduzierung der Umweltbelastung. Dies geschieht auf freiwilliger Basis. Diese Umweltvereinbarungen haben denselben rechtlichen Status wie privatrechtliche Vertr‰ge. Jeder Sektor erarbeitet selbst einen Aktionsplan. Legt ein Sektor nicht rechtzeitig einen angemessenen Plan vor, greift der Staat mit gesetzlichen Maflnahmen ein. Bislang hat sich diese Strategie bew‰hrt. Es wurden mehrere Dutzend Umweltvereinbarungen geschlossen. Dar¸ber hinaus betreibt die Regierung eine aktive Informationspolitik und gew‰hrt Zusch¸sse und Steuererleichterungen. So haben zum Beispiel Unternehmer die Mˆglichkeit, durch Umweltinvestitionen Steuerentlastungen zu erhalten.

 

Umweltbewusstsein

Die niederl‰ndische Bevˆlkerung ist sehr umweltbewusst und steht umweltpolitischen Maflnahmen z.B. zum Energiesparen positiv gegen¸ber. Der Pro-Kopf-Ausstofl von Kohlendioxid gehˆrt zu den niedrigsten in Europa. Besonders augenf‰llig ist die umweltbewusste Einstellung bei der M¸lltrennung. Altglas und Altpapier wandern in den Container, Batterien und Farbreste werden von ÑChemiem¸llwagenì abgeholt und der Biom¸ll hat ebenfalls seine eigene Tonne. Auch in der Landwirtschaft ist das Umweltbewusstsein gestiegen.

 

Landwirtschaft

Trotz ihrer geringen Grˆfle sind die Niederlande der drittgrˆflte Agrarexporteur der Welt. Die wichtigsten Branchen sind die Milchviehzucht und der Gartenbau. Etwa 3,7 % der niederl‰ndischen Arbeitnehmer sind in der Landwirtschaft t‰tig und sie erwirtschaften rund 2,6 % des Bruttoinlandsprodukts. Die Produktivit‰t der niederl‰ndischen Bauern hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich erhˆht, was auf gediegene Ausbildungen, eine hochwertige Forschung und eine auf die Praxis ausgerichtete interne Informationsoffensive zur¸ckzuf¸hren ist. Ein weiteres Wachstum hat zurzeit keine Priorit‰t. Vorrangige Ziele sind vielmehr der Umweltschutz, die Lebensbedingungen der Tiere und die Qualit‰t der Produkte. Von den Exporten gehen 80 % in andere L‰nder der Europ‰ischen Union; Deutschland ist der wichtigste Abnehmer. Die Niederlande importieren aber auch Grundstoffe f¸r die Landwirtschaft, zum Beispiel Rohstoffe f¸r Viehfutter und f¸r die Nahrungsmittelindustrie, darunter Kaffee, Tee und Kakao.

 

Ackerbau

Durch die Reformen in der Agrarpolitik der EU (Stichwort: Agenda 2000) kann sich der Ackerbausektor immer weniger auf Garantiepreise f¸r Getreide, Zucker und Kartoffelst‰rke verlassen. Infolgedessen wird der Wettbewerb sch‰rfer. Dem Sektor stehen tief greifende Ver‰nderungen bevor. Es wird immer weniger einheitliche Groflbetriebe geben, die Diversit‰t wird sich erhˆhen. Die Bauern entscheiden sich je nach ihren Mˆglichkeiten zum Beispiel entweder f¸r die Intensivierung des Gartenbaus oder f¸r die Intensivierung der Viehhaltung. Manche werden ihre bisherigen Nebenaktivit‰ten, wie den Verkauf ab Hof oder Urlaub auf dem Bauernhof, ausbauen, andere werden sich auf den biologischen Landbau verlegen.

 

Gartenbau

Der Gartenbausektor ist seit einigen Jahren deutlich auf dem Vormarsch. Sein Umfang wie auch seine wirtschaftliche Bedeutung haben stark zugenommen. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Blumen, Gem¸se, Obst, Champignons, B‰ume und Blumenzwiebeln. Im Unterglasgartenbau werden derzeit hohe Betr‰ge in den Umweltschutz investiert. Der Staat und die Gartenbaubranche haben sich auf die Verringerung des Einsatzes von D¸ngemitteln und Pestiziden sowie auf die Reduzierung des Abfalls verst‰ndigt. Dar¸ber hinaus soll weniger Kohlendioxid ausgestoflen und die Energie effizienterer genutzt werden. Zum Schutz der Pflanzen gegen Sch‰dlinge und Krankheiten werden h‰ufig nat¸rliche Feinde eingesetzt, zum Beispiel Schlupfwespen. So kann die Verwendung gesundheitsgef‰hrdender Bek‰mpfungsmittel begrenzt werden.

 

Biologischer Landbau

Im biologischen Landbau werden chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel oder Kunstd¸nger so gut wie nicht verwendet. Der Umfang der Biolandwirtschaft ist trotz stetigen Wachstums noch bescheiden. Zwischen 1986 und 1996 kamen pro Jahr durchschnittlich 1200 ha biologisch bewirtschafteter Nutzfl‰che hinzu. Zur weiteren Fˆrderung des biologischen Landbaus werden Maflnahmen zur Verbesserung der Absatzwege, zur Senkung der Preise und f¸r eine bessere betriebswirtschaftliche F¸hrung der Hˆfe vorbereitet. Die Nachfrage nach biologischen Produkten steigt. Die grˆflte niederl‰ndische Supermarktkette, Albert Heijn, will in zehn Jahren keine Produkte mehr im Sortiment haben, bei deren Anbau chemisch-synthetische Bek‰mpfungsmittel verwendet werden. Zurzeit kaufen 30 % der niederl‰ndischen Verbraucher h‰ufiger als fr¸her biologische Produkte.

 

Viehzucht

Bis 1950 waren es in den Niederlanden vor allem kleine Bauernhˆfe, die sich der Viehzucht widmeten. Danach entwickelte sich dieser Sektor, in dem vor allem Schweine, K¸he und Schafe gez¸chtet werden, rasch zu einem industriellen Wirtschaftszweig. Ein Teil des Viehbestands ist f¸r die Schlachtung bestimmt, aber die grˆflte Sparte bleibt die Milchviehhaltung. Dazu haben auch produktionsbegrenzende Maflnahmen wie die Milchquote beigetragen, die 1984 in der Europ‰ischen Gemeinschaft eingef¸hrt wurden. Die Milchproduktion pro Kuh hat sich stark erhˆht, sodass heute weniger K¸he als fr¸her dieselbe Milchmenge liefern. Neben der Weidewirtschaft gibt es auch noch die Intensivhaltung, bei der die Tiere - vor allem Schweine und Gefl¸gel - in St‰llen auf geringstem Raum gehalten werden. Ein grofler Teil des Schweine- und H¸hnerfleischs sowie der Eier ist f¸r den Export bestimmt.

Trotz strenger Maflnahmen der EU sind Krankheiten und Seuchen nicht vollst‰ndig auszurotten, wie das Jahr 2001 mit F‰llen von Rinderwahnsinn, Schweinepest und Maul- und Klauenseuche gezeigt hat. Die neuerlichen Epidemieausbr¸che werden weitere Anpassungen in der Viehhaltung nach sich ziehen.

 

Fischerei

Die niederl‰ndischen Berufsfischer sind vor allem in der Hochsee- und K¸stenfischerei t‰tig. Der meiste Fisch wird in der Nordsee gefangen. Hinzu kommen die Schalentierzucht, die Binnenfischerei und die Aquakultur. Die Hochsee- und K¸stenfischerei verf¸gt ¸ber eine moderne Flotte von Kuttern und K¸hlschiffen. Mit Kuttern werden vor allem Seezunge und Scholle, Kabeljau, Wittling, Hering und Krabben gefangen. Die grˆflte wirtschaftliche Bedeutung haben die Plattfische. Die K¸hlschiffe (Trawler) machen Jagd auf Heringe und Makrelen. Auch die Austern- und Miesmuschelzucht, die vor allem in der im S¸dwesten des Landes gelegenen Provinz Seeland und im nˆrdlichen Wattenmeer betrieben wird, ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Im Wattenmeer werden auch Herzmuscheln geerntet, die grˆfltenteils f¸r den Export bestimmt sind.

Im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik wird j‰hrlich f¸r jeden Mitgliedstaat der EU eine Fangquote festgesetzt. Dies ist nˆtig, um die Fischbest‰nde zu erhalten. Fischereibiologen legen der Europ‰ischen Kommission j‰hrlich eine Empfehlung ¸ber die vertretbaren Fangquoten vor. Sie untersuchen, ob die Fischbest‰nde auf einem Niveau oberhalb des so genannten sicheren biologischen Minimums bleiben. In den letzten Jahren wird verst‰rkt nachhaltige Fischerei betrieben. So kann zum Beispiel der Beifang von zu kleinen Fischen durch die Verwendung groflmaschigerer Netze vermieden werden. Indem man die Fische mithilfe elektrischer Signale in die Netze treibt, wird das Leben auf dem Meeresgrund weniger gestˆrt.

 

Industrie und Handel

F¸r die niederl‰ndische Wirtschaft ist die Agrarindustrie besonders wichtig, das heiflt alle Sektoren, die mit der Landwirtschaft im weitesten Sinne zusammenh‰ngen. Darunter fallen die Nahrungs- und Genussmittelindustrie einschliefllich der Nonfood-Agrarproduktion und die agrarischen Handels- und Dienstleistungssektoren. In der Nahrungs- und Genussmittelindustrie werden ¸ber die H‰lfte der Landwirtschafts- und Gartenbauprodukte verarbeitet. Die Schlachtereien und die Fleisch verarbeitende Industrie, die Molkereiwirtschaft, die Tierfutterindustrie sowie die Tabak- und Getr‰nkeindustrie haben den hˆchsten Produktionswert.

 

Tor zu Europa

Die Niederlande blicken auf eine lange Geschichte als Transportland zur¸ck. Dank ihrer g¸nstigen Lage an der Nordsee im M¸ndungsdelta von Rhein, Maas und Schelde konnten sie sich zum Tor Europas entwickeln. Der Wegfall der europ‰ischen Binnengrenzen fˆrderte dies noch zus‰tzlich. Durch die zentrale Lage im europ‰ischen Logistiksystem sind die Niederlande auch f¸r internationale Unternehmen ein attraktiver Standort. Seeschiffe bringen j‰hrlich Abermillionen Tonnen von G¸tern nach Rotterdam, den grˆflten Seehafen der Welt. Schiphol bei Amsterdam ist, gemessen am Luftfrachtvolumen und den Passagierzahlen, der viertgrˆflte Flughafen Europas.
Seit den Siebzigerjahren ist die Zahl der Personenkraftwagen explosiv gestiegen; 1999 waren in den Niederlanden mehr als 6 Millionen Autos zugelassen. Um die wirtschaftlich wichtige Transitfunktion des Landes und die Erreichbarkeit der Handelszentren zu sichern, werden Maflnahmen zur Entlastung der Straflen getroffen. Wo Engp‰sse entstanden sind, wird das Straflennetz ausgebaut. Auflerdem versucht die Regierung, die Benutzung des Autos einzud‰mmen, indem sie Mitfahrgelegenheiten, das Radfahren, Telearbeit und vor allem den ˆffentlichen Nahverkehr fˆrdert.

 

Telekommunikation

Im Bereich der Telekommunikation gehˆren die Niederlande mit ihrer hochwertigen Infrastruktur und einem der dichtesten Kabelnetze Europas zu den Vorreitern. Alle Telefonzentralen sind digital, was die Sprach- und Daten¸bertragung ¸ber dieselbe Leitung ermˆglicht.

Es ist technisch mˆglich, seine eigene Telefonleitung vor¸bergehend oder dauerhaft auf eine andere Telefongesellschaft umzuschalten und dabei sogar die alte Telefonnummer zu behalten. Die Betreiber der Kabelnetze planen, ihre Netze auch f¸r andere Zwecke als f¸r die ‹bermittlung von Fernseh- und Hˆrfunksignalen zu nutzen, zum Beispiel f¸r Internet, Telefonie, Teleshopping und Video-on-Demand. Der Staat fˆrdert den Wettbewerb im Telekommunikations- wie im Postwesen. Der Telekommunikationssektor ist bereits vollst‰ndig liberalisiert.

Der Mobilfunk erlebt in den Niederlanden einen Hˆhenflug. Die f¸nf miteinander konkurrierenden Anbieter garantieren ein vielf‰ltiges Angebot an Diensten und Vertr‰gen zu attraktiven Preisen. Der neueste Mobilfunkstandard UMTS (Universal Mobile Telecommunication System) ermˆglicht unter anderem die Daten¸bermittlung und die Interneteinwahl.

 

÷ffentlicher Verkehr

Mit ˆffentlichen Verkehrsmitteln werden j‰hrlich fast 25 Milliarden Personenkilometer zur¸ckgelegt; der Autoverkehr bringt es sogar auf 89 Milliarden. Die Niederlande verf¸gen ¸ber ein engmaschiges Netz von Eisenbahnen sowie Bus- und Straflenbahnlinien. In Amsterdam und Rotterdam gibt es auflerdem eine U-Bahn. Zwischen den Groflst‰dten verkehren moderne Intercitys der Niederl‰ndischen Eisenbahngesellschaft im Halb- oder Viertelstundentakt. Immer mehr Arbeitgeber bieten ihren Besch‰ftigten f¸r den t‰glichen Weg zwischen Wohnort und Arbeitsplatz verbilligte Abonnements f¸r ˆffentliche Verkehrsmittel an. Das europ‰ische Hochgeschwindigkeitsnetz mit den Verbindungen Amsterdam-Rotterdam-Br¸ssel-Paris/London und Amsterdam-Utrecht-Kˆln-Frankfurt nimmt langsam Gestalt an.

Im Stadt- und ‹berlandverkehr werden vorzugsweise Busse eingesetzt. F¸r den Bus-, Straflenbahn- und U-Bahn-Verkehr gilt ein Tarifsystem, das auf einer landesweiten Zoneneinteilung basiert. Die Fahrg‰ste zahlen f¸r jede Zone einen festen Preis, der ¸ber eine landesweit g¸ltige abzustempelnde Streifenkarte entrichtet wird. In d¸nn besiedelten Gebieten verkehren so genannte Nachbarschaftsbusse mit ehrenamtlichen Fahrern. Hinzu kommen noch rund 20 000 Taxis. In vielen St‰dten verkehren auflerdem Zug-Sammeltaxis, von denen Zugfahrg‰ste f¸r den Weg vom und zum Bahnhof zu einem festen Preis gemeinsam Gebrauch machen kˆnnen. In d¸nn besiedelten Gebieten gibt es das vergleichbare Regionaltaxi.

 

G¸terverkehr

Der niederl‰ndische Transportsektor erwirtschaftet 8 % des Bruttoinlandsprodukts und hat sich auf dem europ‰ischen Transportmarkt einen wesentlichen Anteil erobert. Der Rotterdamer Seehafen ist schon seit ¸ber 30 Jahren der grˆflte Hafen der Welt. Derzeit betr‰gt seine Kapazit‰t ¸ber 300 Millionen Tonnen pro Jahr. Von der gesamten Seefracht, die in L‰ndern der EU geladen oder gelˆscht wird, passieren 30 % den Hafen von Rotterdam. Damit er diese Spitzenposition h‰lt, wird der Hafen st‰ndig modernisiert. Inzwischen bestimmen Containerterminals sein Gesicht. Damit Rotterdam auch von Supertankern mit groflem Tiefgang angelaufen werden kann, wurde in den ÑNieuwe Waterwegì eine tiefe Zufahrtsrinne gegraben. Neben dem Rotterdamer Hafen sind auch die Seeh‰fen von Amsterdam, Velsen/IJmuiden, Delfzijl, Eemshaven, Vlissingen, Terneuzen und Vlaardingen von Bedeutung.

Insgesamt werden j‰hrlich ¸ber 400 Millionen Tonnen G¸ter in die Niederlande transportiert, vor allem per Seeschiff, Lastkraftwagen und Binnenschiff. Der Groflteil dieser G¸ter ist f¸r die Durchfuhr, vor allem nach Deutschland, bestimmt. Hierbei kommen haupts‰chlich Binnenschiffe und Lastkraftwagen zum Einsatz. Die niederl‰ndischen Transportunternehmen haben sich in Europa eine starke Position erobert. Sie erledigen in Europa 40 % aller Schiffs- und 25 % aller ‹berlandtransporte. Das Volumen der Aus- und Durchfuhren betr‰gt rund 350 Millionen Tonnen, einschliefllich des Erdgases, das die Niederlande ¸ber Rohrleitungen exportieren.

Der Schienenverkehr hat bislang nur einen sehr bescheidenen Anteil am G¸tertransport, n‰mlich 1 % der Importe und 2 % der Exporte. In Zukunft soll ein Groflteil der G¸tertransporte nach Deutschland ¸ber die Betuwe-Route geleitet werden, eine neue Schieneng¸terstrecke von Rotterdam nach Deutschland. Auch der Luftfrachtverkehr, derzeit ¸ber 1 Million Tonnen pro Jahr, wird weiter zunehmen.

 

Luftverkehr

Aufler dem internationalen Flughafen Amsterdam Airport Schiphol gibt es noch weitere Flugh‰fen, unter anderem in Rotterdam, Groningen, Eindhoven und Maastricht. Das ‰lteste nationale Luftfahrtunternehmen der Welt, KLM Royal Dutch Airlines, sah sich 2003 zur Fusion mit der franzˆsischen Fluggesellschaft Air France veranlasst. Weitere niederl‰ndische Fluggesellschaften sind Martinair und Transavia. Sie haben sich auf Urlaubscharterfl¸ge spezialisiert, Martinair dar¸ber hinaus auf den internationalen Luftfrachtverkehr.